A Quiet Place
Die Kinoerfahrung bei A Quiet Place ist neu, anders, beunruhigend und erfrischend zugleich.
Die Werbung ist durchgelaufen, die Trailer vorbei. Und plötzlich wird es still.
Der Film beginnt mit den Kindern in einem augenscheinlich verlassenen Supermarkt.
Die Stille ist beeindruckend, fast schon erdrückend. Niemand spricht, die Kinder bewegen sich lautlos und auf Hintergrundmusik wurde verzichtet.
Es wird schnell klar, dass sich die Familie bewusst lautlos verhält und man sieht die Mutter in Zeichensprache zu den Kindern sprechen.
Doch verwirrt ist man anfangs trotzdem. Obwohl man relativ zügig versteht, dass die Tochter der Familie taub zu sein scheint, versteht man doch zu Beginn nicht, warum der Rest ebenfalls still durch den Supermarkt streift.
Der Kinozuschauer hat allerdings nicht das Gefühl, mit seinen Fragen allein dazustehen. Aufklärung über die Thematik, das Setting und die vorangegangenen Ereignisse werden ohne aufdringlich zu sein, subtil gehandhabt. So sehen wir über mehrere Szenen des Films A Quiet Place hinweg Ausschnitte aus Zeitungen, Notizen oder ähnliches, die die Fragen des stillen Beobachters beantworten.
Nachdem ein Meteorit auf die Erde kam, wurden die meisten Menschen von blinden Monstern ausgerottet, die ausschließlich auf Geräusche reagieren. Schnell wird dann auch klar, warum es so still um die Familie zugeht. Der Film zieht den Zuschauer schnell in seinen Bann und steigt sofort in die Geschehnisse ein. Diese stehen im ständigen Wechselspiel zwischen meditativer Stille und nervenaufreibende Spannung. Die Stille und die Spannung scheinen die 2 großen Themen von A Quiet Place zu sein. Während das Bauernhof- und Familienidyll Symbolcharakter für die Stille einnehmen, verursacht die Action und die unglücklichen Zufälle Herzrasen beim Zuschauer.
Bereits nach den ersten 15 Minuten des Films bemerken wir wie der Regisseur es schafft, die Thematik der Stille dem Zuschauer aufzuzwingen. Wir trauten uns kaum noch Popcorn zu essen, um kein Geräusch zu verursachen. Denn nicht nur der Film trägt die Stille über die 90 Minuten hinweg, auch der Kinosaal und seine Zuschauer übernimmt die Rolle gänzlich unbewusst.
Eine weitere Zusammenfassung des Plots wollen wir hier lieber vermeiden. Wir fänden es sichtlich schade, euch den Film an dieser Stelle zu spoilern.
Ein bis zwei Dinge seien jedoch noch zu erwähnen. Die Familie gerät, auch aufgrund der Unvorsichtigkeit der Kinder, oft in Situationen die das Überleben bedrohen.
Alles in allem war A Quiet Place mal wieder eine neuartige Erfahrung im Kinosaal. Die Atmosphäre über die sich der Film definiert erleben wir so in unseren Augen viel zu selten während eines Kinobesuchs. Die Thematik der Monster Invasion ist zwar nichts neues, ein post-apokalyptisches Setting hat in den Unterhaltungsmedien momentan ebenfalls Hochkonjunktur. Dennoch waren wir von vorne bis hinten über die Art, wie die Story und die Themen des Films auf den Zuschauer übertragen und verdeutlicht werden, hellauf begeistert.
Was man auch kurz ansprechen muss, sind die schauspielerischen Leistungen, die der Cast zustande brachte. Sei es John Krasinski, Emily Blunt oder die Kinder der Familie. Alle Protagonisten haben eine überzeugende und solide Arbeit abgeliefert. Zu loben ist hier vor allem Emily Blunt. Durch verschiedene Situationen ist ihre Figur in einem großen Scheinwerfer der Aufmerksamkeit.
Der emotionale und dennoch pragmatische Charakter ihrer Figur ist vom Zuschauer am ganzen Körper zu spüren. So imitiert der Kinobesucher nicht nur die stille Atmosphäre des Films und passt sich selbst den Regeln des Films an. Die Gefühle und die Wachsamkeit der Charaktere des Films werden spielerisch leicht übernommen. Man fühlt mit den Figuren von A Quiet Place mit, man leidet mit ihnen und man spürt am eigenen Körper die Anspannung, die die Geschehnisse mit sich bringen.
Ein kleiner Punkt, auf den wir noch zu sprechen kommen möchten, ist die Konzeption der Monster. Die jahrzehntelange Kinogeschichte, die wir überblicken, ist voll von unterschiedlichen Aliens, Wesen und fiktiven Figuren, die manchmal mehr und manchmal weniger gut gelungen sind. A Quiet Place muss sich hier allerdings nicht schämen. Mit der Verwirklichung und Personifizierung der Monster haben die Macher nicht nur die Gefährlichkeit der Monster solide übertragen, sondern auch die Fremdartigkeit der Wesen. Sie erinnern nicht an bereits bekannte Wesen und definieren daher eine komplett neue Spezies von Filmmonster.
Unser Fazit für A Quiet Place von John Krasinski ist durchweg positiv. Auch bei mehrmaligen Anschauen sind wir stets gefesselt von seiner Thematik und den darin befindlichen Figuren.
Müsste man den Film im Vergleich mit genre-verwandten Werken vergleichen, so müssen wir vor allem seine Manipulation des Zuschauers loben und die Einzigartigkeit und die künstlerischen Aspekte würdigen.
Auf einer Skala von 1 bis 5, verdient der Film mindestens 4 Sterne.
Bild: ©Paramount Pictures Germany