©Hulu Castle Rock Kritik Stephen King

Castle Rock Kritik: Wurde den Stephen King Fans zu viel versprochen?

Castle Rock Kritik

Zugegeben, bevor wir ‚Castle Rock‘ begonnen haben, hatten wir schon etwas Angst davor. Nicht weil wir uns von Horror oder Thriller abschrecken lassen. Sondern Angst davor, einer Enttäuschung gegenüber zu stehen. Als eingefleischte Bücherliebhaber und Stephen King Fans hatten wir leider bereits zu oft die Erfahrung gemacht, dass uns eine lose oder genaue Film- bzw Serienadaption leider gar nicht gut gefällt. Zu unserer Überraschung blieben diese Zweifel hier bislang unbegründet.

Zwar hat die Serie ‚Castle Rock‘ keine genaue Romanvorlage anhand derer die Storyline aufgebaut wurde, jedoch spielt die Kleinstadt in vielen seiner Werke eine entscheidende Rolle. Wie so oft bekommt man als Zuschauer unweigerlich mitgeteilt am besten niemals in eine Kleinstadt inmitten von Maine zu ziehen. Dort herrscht und haust das Böse. Und genau darum dreht sich auch die Serie. Das Böse kann überall lauern, egal ob in verschlafenen kleinen Städten, in einem unscheinbaren Nachbarhaus oder bei dem kleinen netten Mädchen von nebenan.

Die Geschichte von ‚Castle Rock‘ startet gemütlich. Ein bisschen Hintergrundwissen hier, ein bisschen Mysterium dort, und ein zwei tote Menschen und schräge Kinder, die nicht ganz der Inbegriff von Unschuld darstellen. Die einzelnen Protagonisten und ihre persönlichen Geschichten werden langsam vorgestellt. Dem Zuschauer werden häppchenweise Puzzlestücke in die Hand gelegt, die schon früh vermuten lassen, dass hier was Großes und Komplexes auf uns wartet. Doch ähnlich wie die Storyline, der Aufbau des großen Mysteriums und der Fund eines scheinbar anonymen jungen Mannes im Shawshank Gefängnis entfaltet sich auch die Qualität der Serienproduktion mit kleinen, aber bedachten Schritten.

Würde man die Machart der Serie mit etwas vergleichen, so müsse man lange überlegen. Den wohl besten Vergleich ziehen wir genau dort, wo wir ihn niemals vermutet hätten, in einem Roman. Man fühlt sich schnell als Zuschauer in die Geschichte dieser Kleinstadt und ihrer Akteure verworren. Der Erzählstil und die Ausmaße der Geschichte lassen einen, ähnlich wie in einem guten Roman, immer tiefer in die Geschehnisse eintauchen.

Hierbei identifiziert man sich recht schnell mit Henry Deaver (André Holland), der nach Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt, um oben genannten jungen Mann aus dem Gefängnis zu befreien. Zwar erfährt man wichtige Handlungsstränge und manche Geheimnisse vor dem Protagonisten Henry, jedoch weiß der Zuschauer bezüglich des Mysteriums um einen Suizid und den jungen Mann nur so viel wie der Protagonist. Eine gelungene Art Spannung zu erzeugen, die wir in vielen Serien und Filmen in letzter Zeit schmerzlich vermissten. ‚Castle Rock‘ lebt allerdings von der Unwissenheit und der Anspannung des Zuschauers und versucht in keinster Weise diese mit gekünstelten Emotionen oder zu frühen Enthüllungen zu lockern.

Auch in den folgenden Episoden setzt sich eine ähnliche Struktur von ‚Castle Rock‘ fort. Nach und nach erfährt man mehr, taucht tiefer ein und bekommt Einblicke in die undurchschaubare Wirkung des Bösen wie man es von Stephen King gewohnt ist. Und genau für Liebhaber von Stephen King Romanen ist diese Serie gemacht. Hat man oft bei Easter Egg Werken (wie bspw. Ready Player One) das Gefühl, dass es eventuell zu viele Anspielungen gibt, können wir dies für ‚Castle Rock‘ nicht bestätigen. Erkennt man die Relevanz des geographischen Knotenpunktes um ‚Castle Rock‘ für das King-Universum, so erübrigt sich die Frage ob Verweise auf Werke und Geschichten des Horror-Meisters von Nöten sind. Seien es kleine Details im Intro, die Auswahl der Schauspieler (Sissy Spacek, Bill Skarsgard, etc.) oder andere Verweise. Sie wirkten auf uns weniger überladen, sonder eher wie eine liebevolle Homage.

Neben dem Lob für die Komplexität der Serie und den angenehmen und abwechslungsreichen Erzählstil, wollen wir noch kurz die schauspielerische Leistung anmerken. Neben André Holland, der als ‚Henry Deaver‘ eine solide Performance abliefert, muss man hier vor allem Melanie Lynskey erwähnen. Viele Serienfreaks kennen sie durch ihre Rolle als Rose in ‚Two and a Half Men‘. Doch vergleichbar ist das mit ihrer Leistung hier auf gar keinen Fall. Der komplexe Charakter mitsamt ‚Talenten‘ wird durch Melanie Lynskey in authentischer Art und Weise dargestellt. Der Charakter überzeugt und ist dadurch für uns Grund genug, Melanie Lynskey als gelungene Besetzung für diese Rolle anzusehen.

Fazit:

Wir hatten leider noch nicht die Gelegenheit die komplette Staffel anzuschauen. Diese läuft aktuell noch wöchentlich auf Hulu. Dennoch wollen wir unseren ersten Eindruck zusammenfassen.
Zuschauer, die viel Action, Drama und schnelle Serien bevorzugen werden dieser Serie wohl weniger Anreiz abgewinnen können. Dafür ist sie von Beginn an zu komplex und zu weitläufig. Für Zuschauer, die den Grusel und die Spannung von Stephen King Werken mögen, ist diese Serie allerdings womöglich eine Wohltat. Man taucht tief ein in ein Mysterium, dass sich nur langsam zu entfalten scheint. Wir persönlich sind sowohl von der Geschichte, von der filmerischen Qualität, als auch von den Schauspielern und den ausgeklügelten Charakteren überzeugt. Daher vergeben wir satte 4 von 5 Sterne für unsere erste ‚Castle Rock‘ Kritik. Ob die Serie noch 5 Sterne mit Abschluss der Staffel am 12. September erreicht gilt abzuwarten.

Bild: ©Hulu