Spuk in Hill House Kritik
Mit der neuen Netflix Serie Spuk in Hill House bringt uns Mike Flanagan den klassischen Gruselroman von Shirley Jackson in einer nie dagewesenen Neuinterpretation. Wir erzählen euch in dieser Kritik, ob nur Fans des Horrorgenres auf ihre Kosten kommen, oder auch andere Fans bedient werden können?
Inhaltsverzeichnis:
Spuk in Hill House Handlung
Die Familie Crain, bestehend aus den Eltern und den 5 Kindern zieht für einen Sommer in das gruselige Hill Haus ein. Sie möchten es auf Vordermann bringen um es dann wieder zu verkaufen. Doch schon relativ schnell wird klar, dass es sich bei dem Ort nicht um ein gewöhnliches Haus handelt. So treiben Geister und Spukgestalten zeitweise ihr Unwesen und bringen die einzelnen Akteure des öfteren fast oder gar gänzlich um ihren Verstand. So könnte man zumindest die Storyline zusammenfassen, die uns die Vergangenheit näher bringt.
In der Gegenwart jedoch sind die Kinder alle erwachsen, mit eigenen Familien und Problemen. Nach einem tragischen Unfall werden diese allerdings immer mehr und mehr mit ihrer Vergangenheit und dem Sommer im Hill Haus konfrontiert. Doch was genau hat es mit dem Spukhaus auf sich, und wie ist ihre Mutter damals ums Leben gekommen? Diese Fragen stellen sich die Protagonisten immer häufiger, je mehr sie wieder miteinander zu tun haben. Doch zuviel will ich euch an dieser Stelle wirklich nicht verraten. Ich rate jedem, sich ein eigenes Bild von der Serie zu machen. Lohnen wird es sich auf jeden Fall.
Auch interessant: I’m Thinking of Ending Things Kritik – Was ist das?
Spuk in Hill House Kritik
Mit der Netflix Serie Spuk in Hill House bekommt der Zuschauer nicht einfach nur klassischen Horror und erdrückende Thrilleratmosphäre präsentiert. Ähnlich wie die Buchvorlage ist Spuk in Hill House vielschichtig und zuweilen kaum zu durchschauen. Es geht oberflächlich um Spuk, tiefergründig um Verlust. Und gepaart mit familiären Thematiken konzipierte man eine Serie, deren tiefstes Innere wohl manchen für immer verschlossen bleibt. Schon seit über einem halben Jahrhundert versuchten Autoren und literarische Gelehrte die Geheimnisse um die Geschichte zu ergründen. Und ähnlich wie die Familie Crain scheitert man bei dem Versuch alle Facetten zu beleuchten. Es wäre eine Anmaßung zu behaupten, man hätte Spuk in Hill House gänzlich verstanden und ergründet. Denn die Interpretation des Gruselklassikers liegt wohl hier mehr als bei allen anderen Werken im Auge des Betrachters.
Die Netflix Serie schafft es somit auf einzigartige Art und Weise jedem Zuschauer ein anderes Spektrum an Themen und Problematiken zu präsentieren, denn diese ändern sich schlagartig mit dem individuellen Fokus mit dem man Spuk in Hill House betrachtet. So mag einem das beklemmende Setting eines Spukhauses auffallen, welches wie die Serie selbst ein Eigenleben zu haben scheint. Auf der anderen Seite wird man unweigerlich mit Tod und Verlust konfrontiert. Dieser schlägt den Zuschauer dramaturgisch tief in die Magengrube. Zu guter Letzt sehen wir die Dynamiken einer Familie, die zu Zeiten des Aufenthalts in Hill House als fest mit einander verworren scheinen. Jedoch wird einem unweigerlich bewusst, dass man die komplette Familie nur in 3 kurzen Szenen wirklich auch als Einheit darstellt.

Ähnlich wie zum Roman, könnte man zu der Serie Spuk in Hill House ganze Romane füllen um sie zu ergründen. Doch auch hier würde man scheitern. Denn die Kleinigkeiten, die die Macher so unscheinbar in den Hintergrund eingepflanzt haben, lassen die Komplexität der Geschichte nur teilweise erahnen. In Bezug auf die Story muss man sich hier als Kritiker schon eingestehen, dass man etwas präsentiert bekommt, was so bedeutungsvoll ist, dass die Ehrfurcht allein einen womöglich daran hindert, sie gänzlich zu behandeln.
In Bezug auf das Genre ändert die Serie ähnlich wie das Haus ständig ihr Gesicht und führt dem Zuschauer verschiedene Masken vor. So hatten die Macher erfolgreich verschiedene Genres miteinander verflochten. Sie konnten nicht nur erdrückende Horrorelemente aufzeigen, sondern auch einen Thriller und psychologischen Stil erwecken, der einen dazu brachte nach Luft zu schnappen. Doch zum Ende hin wird mehr Dramatik in die Netflix Serie gepackt, was ihren Stil und ihr Konzept abrundet. Wie Regentropfen wird man als Zuschauer von den einzelnen Aspekten und Genres umgeben, und je nach Standpunkt gilt auch hier: die Interpretation und das, was man zu Gesicht bekommt, ist individuell auf den Zuschauer und seinen Fokus zugeschnitten.
Betrachtet man nun die filmerische Qualität, so sieht man auch hier einen Mix aus vielen unterschiedlichen Stilmitteln. Man hat Szenen und Episoden, die einen an das klassische Horrorgenre erinnern und mich eindrucksvoll erschrecken konnten. Man bekommt aber auch eine Episode präsentiert, die durch ihre unsichtbaren Schnitte einem Kammerspiel ähnelt. Das erfordert nicht nur filmerisch ein großes Talent, sondern auch die Schauspieler konnten hiermit und in der ganzen Netflix Serie durchweg überzeugen. Jeder Schauspieler, ob jung oder alt, hatte seinen Charakter eindrucksvoll im Griff und sie leisteten authentische und imposante Arbeit, die seinesgleichen erst noch finden muss.
Negativ anzumerken gibt es an dieser Stelle kaum etwas. Spuk in Hill House war durchweg qualitativ hochwertig. Die einzelnen Facetten des Spukhauses wurden nicht nur durch die unterschiedlichen Charaktere der Serie widergespiegelt. Das Konzept der Serie war wie das Haus selbst geprägt von so diversen Stilmitteln, man würde daran scheitern alles zu beleuchten. Es ist das Zusammenspiel all dieser Elemente, die dem Zuschauer das Gefühl geben auf einer einzigartigen Entdeckungstour zu sein. Aber manche Geheimnisse werden wohl, ähnlich wie das rote Zimmer, manch einem für immer verschlossen bleiben.
Auch interessant: The Walking Dead: World Beyond Kritik – Hoffentlich wird es besser
Fazit:
Die Netflix Serie Spuk in Hill House ist dementsprechend nicht nur für hartgesottene Horrorfans konzipiert. Sie bedient mit ihrer neuen Inszenierung des klassischen Gruselromans viele Fans und Zuschauer. Die Serie beeindruckt mit ihrem kreativen und eindrucksvollen Konzept. Für mich ist sie eine der qualitativ hochwertigsten Netflix Serien, die ich seit langem betrachten konnte.
Ich vergebe daher 4,5 von 5 Sterne.