The Ballad of Buster Scruggs Kritik
Die Coen Brüder sind schon seit langer Zeit für ihre unkonventionellen und kreativen Filme bekannt. In Kooperation mit Netflix kann man nun ihr neuestes Werk aus dem Wilden Westen auf dem Streamingdienst anschauen. Wir erzählen euch ob sich ein Blick lohnt, oder ob nur hartgesottene Western Freunde ihren Spaß bei The Ballad of Buster Scruggs haben.
The Ballad of Buster Scruggs Handlung:
Man muss nicht lange in dem Film verharren, um zu merken, dass die klassische Aufmachung hier nicht zum Tragen kommt. Bei The Ballad of Buster Scruggs handelt es sich um einen Anthologie Film, der in sich sechs abgeschlossene Geschichten und Handlungen beschreibt. So treffen wir auf einen Sänger, dessen Talente sich nicht nur mit seiner Stimme auseinandersetzen, sondern auch mit seinem Schießeisen. Wir treffen auf einen Bankräuber, der vielleicht einmal zu wenig einer im Wilden Westen angemessenen Strafe entkommt. Als nächstes wandern wir mit Liam Neeson und einem Geschichtenerzähler durch die Prärie, während wir im nächsten Atemzug die friedliche Stille eines Tals auf den Kopf stellen um Gold zu finden.
Die darauf folgende Geschichte erzählt von einem jungen Fräulein, das sich mit ihrem Bruder auf den Weg zu einer möglichen Heirat macht. Doch ob sie ihren gefährlichen und mühsamen Weg bis zum Ende bestreiten wird, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Als nächstes und zum Schluss begegnen wir fünf fremden Menschen, deren einzige Ähnlichkeit darin besteht, dass sie sich in der gleichen Kutsche zu einem mysteriösen Ort befinden.
The Ballad of Buster Scruggs Kritik:
The Ballad of Buster Scruggs ist ohne Vorkenntnis über den Film und ohne jegliche Erwartungen eine der Überraschungen, die man in der heutigen Filmwelt vergeblich sucht. Auch wenn man, aufgrund der Erfahrung mit Filmen der Coen Brüder, einen guten und soliden Film erwartet, wird man dennoch nicht enttäuscht. Der Western ist somit eine willkommene Abwechslung und kurioserweise ein Werk, das dem Zuschauer sowohl viel Gefühl als auch Nostalgie verspüren lässt.
Jeder von uns kennt wohl die klassischen Western, die manchmal einfältig, oft brutal und dennoch ein vielfältiges Genre umfassen, das auch oft verschmäht wird. Dieser Problematik geht The Ballad of Buster Scruggs jedoch allein anhand seines Konzeptes gekonnt aus dem Weg. So können auch von Western abgeneigte Cineasten durchaus auf ihre Kosten kommen. Jede Geschichte ist in ihrer Machart, mit ihrem einzigartigen Erzählstil und ihrer ungewöhnlichen Dramaturgie etwas ganz besonderes und verdient in meinen Augen somit viel Lob und Würdigung.
Man findet in dem Anthologie Werk nicht nur die knallharte und pragmatischen Szenen, die man von typischen Western gewohnt ist. Die Coen Brüder haben jeder einzelnen ihrer Geschichten einen ausgereiften und imposanten Stil verpasst, der in sich stimmig und voller Kreativität steckt. Doch nicht nur Pragmatismus, Kreativität und Gefühl macht The Ballad of Buster Scruggs zu einem großen Werk, dessen Liebe zum Detail viele Filme in den Schatten zu stellen vermag. Auch Nostalgie, Liebe, Naivität und Nonsense Dialoge kann man hier vorfinden. Vor allem letztere Geschichte mit den 5 ungleichen Fremden in der Kutsche war mit ihrem dialoglastigen Konzept eine Wohltat für die grauen Zellen, wie man sie heutzutage nur zu selten findet. Hier legten die Macher jedoch noch einen oben drauf und präsentierten die Geschichte am Ende in einem von gruseliger Atmosphäre umgebenen Setting, was ihre Einzigartigkeit nur umso mehr unterstreicht.
Die filmerische Leistung und das Talent der Coen Brüder als Architekten von ungewöhnlichen und meisterhaften Geschichten sollte man an dieser Stelle auf ein Neues erwähnen. So waren alle Geschichten im einzelnen und als Gesamtwerk betrachtet in sich stimmig und voll von bedeutungsschweren Kulissen, die das perfekte Setting für die jeweilige Erzählung darstellten. Ich sehe es in der heutigen Zeit mit ihrer Fülle an Schrott, den wir leider viel zu oft präsentiert bekommen, als sehr künstlerisch an, wenn Filmemacher so etwas auf die Beine stellen. Oft trifft man auf Geschichten, die von ihrer Atmosphäre oder ihrem Setting untermalt werden. Oder man trifft auf eine Kulisse, die von einer Erzählung begleitet wird. Aber zu selten trifft man auf ein Werk, dass beide Faktoren simultan beeinflusst. The Ballad of Buster Scruggs macht dies auf äußerst eindrucksvolle Art und Weise. So kommt man nicht drumherum, sich als Zuschauer zu fragen was zuerst da war, die Atmosphäre oder die Geschichte. Bei The Ballad of Buster Scruggs hat man unweigerlich das Gefühl, dass beides gleichzeitig aufgebaut wurde, und sich weder das eine noch das andere seinem Gegenüber angepasst hat. Beide Faktoren, Atmosphäre und Geschichte, scheinen in diesem Western gleichberechtigt und kraftvoll aufeinander abgestimmt zu sein, so dass man keines der beiden als wichtigere Komponente beurteilen kann.
Zur schauspielerischen Leistung findet man ebenfalls herzlich wenig Kritik. Das mag einerseits daran liegen, dass viele hochkarätige Akteure ihren Platz in The Ballad of Buster Scruggs gefunden haben. Auf der anderen Seite sind die gewählten Protagonisten dermaßen authentisch mit ihrer Rolle verwachsen, dass man sie sich kaum in einer anderen vorstellen kann.
Fazit zur The Ballad of Buster Scruggs Kritik:
Man merkt schon, dass es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, etwas Negatives bei The Ballad of Buster Scruggs zu finden. Zwar argumentiere ich, dass aufgrund der unterschiedlichen Konzepte und Erzählarten der einzelnen Geschichten so gut wie jeder Filmfreund seinen Spaß finden wird, auch wenn er oder sie kein Freund des Western Genres ist. Jedoch mag der ein oder andere auch dagegen halten, dass allein das Anthologie Konzept einen abschrecken kann. Nichtsdestotrotz war ich von The Ballad of Buster Scruggs mehr als begeistert und positiv überrascht ein solches Unikat auf Netflix zu finden.