Roma Kritik
Seit vergangenem Wochenende haben Cineasten mit Netflix Zugang einen wahren Grund zur Freude. Der Kritikerliebling Roma ist seitdem auf dem Streaming Dienst verfügbar. Doch ist der Film wirklich so gut wie alle sagen?
Roma Handlung:
Wir befinden uns in Mexiko-Stadt 1970. Unsere Protagonistin ist Cleo, das Kindermädchen einer scheinbar privilegierten Familie. Schon zu Beginn wird klar, dass die Familie ihre eigenen kleinen Probleme zu bewältigen hat. So scheint der Vater eher auf Distanz zu seiner Frau und den drei Kindern zu gehen. Außerdem ist er die meiste Zeit am Arbeiten und wird sich im Laufe des Films noch weiter von der Familie entfernen.
Der Fokus liegt allerdings hauptsächlich auf der Mixtekin Cleo, die neben ihrer Arbeit in der Familie auch noch ein bescheidenes Privatleben führt. So trifft sie sich mit ihrer Kollegin und zwei jungen Männern um das Kino zu besuchen. Einer dieser Männer, Fermin, hat es ihr sehr angetan und beginnt eine kurze Liaison mit ihr. Die daraus resultierende Schwangerschaft empfindet er jedoch nicht als Segen und verschwindet kurzerhand und lässt Cleo allein zurück.
Hintergrund für Roma bot das Fronleichnam-Massaker im Jahre 1971. Hier kamen dutzende Menschen im Zuge von Studentenproteste ums Leben. Dieser Hintergrund wird allerdings nur kurz und knapp porträtiert und vernebelt somit nicht den Blick auf die Familie und Cleo, die den Film dominieren.
Roma Kritik:
Roma wurde erstmals auf den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig aufgeführt. Prompt wurde klar, dass er bei Kritikern aus aller Welt zu einem Meisterwerk ernannt wird. Das hebt auf jeden Fall die eigenen Erwartungen und Ansprüche. Man muss, bzw. ich musste im Zuge dessen meine Erwartungen auf ein Minimum reduzieren, um den Film unvoreingenommen begutachten zu können. Schwierig ist es dennoch, denn man möchte ja verstehen, was genau an dem Film so gut sein soll.
Roma ist definitiv einer der schwierigsten Filme, die ich dieses Jahr rezensieren durfte. Das liegt nur bedingt an den durchweg guten Punkten, die der Film bei verschiedenen Portalen eingeheimst hatte. Zum anderen liegt die Komplexität einer Erörterung vor allem daran, dass sich Roma in seinem Konzept, seiner Linie und seiner Machart stark von anderen Werken unterscheidet. So könnte man den Stil, den der Film hier für sich beansprucht wohl eher in der Literatur einordnen als in Kinofilmen.
Roma ist mitunter ein sehr langatmiges Werk. Auf knapp 135 Minuten ausgelegt scheint der Film die Gesetze der Zeit aus den Angeln zu heben. Sekunden werden zu Minuten und Minuten werden zu Stunden. In den oft auftretenden Szenen, dessen Aufmerksamkeit keiner Handlung sondern nur dem Bild gelten, wird dies am deutlichsten. Es gibt viele Momente, die im Kontrast zum hektischen Familienleben als Ruhepunkte fungieren und hier die Zeit fast zum Stillstand zwingen. Untermalt werden diese Szenen mit imposanten Bildern, einem meisterhaften Gefühl für Ästhetik und dem Talent des Regisseurs in unscheinbaren Szenerien Schönheit zu finden.
Jedoch musste ich mich an dieser Stelle fragen, ob diese Ästhetik nicht vollkommen dem Schwarz-Weiß-Bild zu verdanken war. Wäre der Film nur annähernd so stilvoll geworden, wenn er in Farbe gedreht worden wäre? Dieses genutzte Stilmittel war eine gute Entscheidung und hinterlässt das subjektive Gefühle, man würde Kunst und nicht einen Kinofilm betrachten. Allerdings kamen mit solchen Fragen auch der Beigeschmack der Künstlichkeit. So wurde mir an mehreren Stellen die Inszenierung, die Manipulation und das Aufgesetzte nur umso bewusster.
Einige Szenen, darunter eine im Krankenhaus und auch die eindrucksvolle Strandszene wirken mit solchen Fragen im Hinterkopf nicht mehr ganz so glanzvoll. Viele Situationen, die im Laufe des Films auftreten, wirken unecht, erzwungen und künstlich übertrieben und kratzen an der Authentizität des Films. Man muss sich hier dann die eigentliche Frage stellen. Schaue ich einen Ausschnitt des realen Lebens oder schaue ich mir Kunst an?
Möchte man sich der ersten Frage widmen, so sind oben beschriebene Szenen leider nicht förderlich um die Echtheit der Handlung bzw. der Situationen zu attestieren. Lässt man sich allerdings auf Roma als Kunstwerk auf der Leinwand ein, so hatte man lange vergebens auf solch geschickt inszenierte Bewegtbilder gewartet, bis sie nun endlich in schwarz-weiß zutage kamen.
Einen weiteren Faktor gilt es noch kurz anzusprechen, die Schauspieler. Die Leistungen waren zwar durchaus solide, aber auch hier ließ mich Roma zwiegespalten zurück. Es gibt keine offensichtliche Kritik, die man an den Schauspielern aussetzen könnte. Sie passten sich dem Gesamtbild des Films perfekt an und hätten weder besser noch schlechter spielen können. Jedoch fand ich die Charaktere und ihre oft skurrilen Verhaltensweisen an manchen Stellen aufgesetzt und übertrieben. Zwar passt das perfekt in das künstlerische Ensemble, welches Roma dem Zuschauer präsentiert. Aber auch hier hätte mir der Fokus auf der Realität anstatt auf der Inszenierung besser gefallen.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mit meiner Kritik allein dastehe. Daher möchte ich betonen, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt. Selbstverständlich ist jegliche Kritik oder Lobpreisung des Films einem gewissen Standpunkt und einer expliziten Perspektive zu verschulden. Wie oben angesprochen ist Roma aus dem künstlerischen Blickwinkel ein Meisterwerk. Aber auch Kunst ist und bleibt Geschmackssache und zeigte mir bei Roma, dass sie schnell aufgesetzt wirkt.
Fazit der Roma Kritik:
Mit Roma fand ein künstlerisches Meisterwerk Einzug bei Netflix. Jedoch kann auch Kunst oft nicht jeden begeistern und ein bis zwei Kritikpunkte mussten daher genannt werden. Ich vergebe daher in meiner Roma Kritik 4 von 5 Sterne für die Schönheit.