Polar Kritik
Seit diesem Wochenende kann man auf Netflix endlich die langersehnte Verfilmung von Victor Santos‘ Comic anschauen. Wir erzählen euch in dieser Polar Kritik, ob es sich lohnt dem Film eine Chance zu geben, oder ob auch dieses Mal ein Graphic Novel auf dem Bildschirm scheiterte.
Polar Handlung:
Der einstige Killer Duncan bereitet alles für seinen Ruhestand vor. Denn laut Arbeitsvertrag geht jeder engagierte Auftragsmörder mit 50 Jahren und einem saftigen Budget in Rente. Doch natürlich gibt es, wie in jedem anderen Vertrag auch, das Kleingedruckte. So geht jegliche Pension zurück an die Firma, falls besagter Killer vor seinem Ruhestand das Zeitliche segnen sollte.
Da wir es hier mit einer äußerst eigenartigen und dem Morden verschriebenen Firma zu tun haben, wird das Kleingedruckte weitestgehend auch gerne mal selbst in die Hand genommen. So hat Mr. Blut, Chef der Firma, natürlich sein eigenes Killerkommando um die angehenden Pensionäre frühzeitig ins Grab zu schicken.
Doch bei Duncan, auch Black Kaiser genannt, haben sie sich den Falschen rausgesucht, denn der wehrt sich mit allen erdenklichen Mitteln und Talenten. Wäre da nur nicht seine Nachbarin, die ihm auf sonderbare Art und Weise ans Herz gewachsen ist, und nun von Mr. Blut als Druckmittel ausgenutzt wird.
Mehr möchten wir selbstverständlich an dieser Stelle nicht verraten. Der Plot ist noch weitaus komplexer als es hier den Anschein haben mag. Wir raten daher, wie bei jeder Film- und Serienkritik, euch selbst ein Bild von dem Werk zu machen.
Polar Kritik:
Mit Polar erschien auf Netflix ein Action-Thriller, der es wirklich in sich hatte. Alles, was einen waschechten Action Film ausmacht, wurde genutzt und kann somit auch eingefleischte Fans begeistern. Wir sehen Knarren, wir sehen Blut und wir sehen Kämpfe. Damit bleibt Polar zwar dem Actiongenre treu, jedoch generiert es durch seine genutzten Stilmittel einen gewissen Anreiz, der sich stark vom 0-8-15-Action abgrenzt.
Man merkt nicht nur an der Handlung, sondern auch an den gewählten Protagonisten und deren Charakterzüge, dass man es hier mit keinem gewöhnlichen fiktiven Werk zu tun hat. Äußerst prägnant ist die gekonnte Inszenierung der exzentrischen, düsteren Charaktere, die mit der Handlung eine passende Symbiose eingehen. Untermalt wird diese durch die ans Comic angelehnte Überzeichnung der Protagonisten und durch die oft brutale Handlung. Besonders beeindruckend waren die vielen, jedoch nicht ausschweifenden Überspitzungen, die die Story an den Tag legt.
Dabei schafften es die Macher gekonnt verschiedene Stilmittel ohne jeglichen Störfaktor in einen Film zu packen, und dabei dennoch authentisch zu bleiben. An keiner Stelle hat man trotz der künstlerischen und bizarren Storyline das Gefühl, man würde einen verschrobenen Film schauen, dessen Handlung besser auf dem Blatt Papier hätte bleiben sollen.
Ebenfalls beeindruckend und somit ein beispielloses Merkmal der Einzigartigkeit von Polar sind die gewählten Verläufe, die der Film mit sich bringt. Dabei versucht er dem Zuschauer eine gewisse Sicherheit zu geben, indem er offene Fragen und aufkommende Diskussionen vorwegnimmt und thematisiert. Nichtsdestotrotz wirkt er dadurch in keiner Sekunde langweilig. Ganz im Gegenteil schafft es die Handlung das Publikum zu fesseln, und trotz Beantwortung jeglicher Fragen dennoch zu überraschen.
Die behandelten Themen und Diskussionen mag vielen Freunden und Kennern von gewissen Comic Titeln durchaus bekannt vorkommen. So haben wir den einsamen Auftragskiller, der trotz seines Jobs viel Sympathie einheimst. Aber auch Unschuld, Moral, Vergeltung und Erlösung finden Einzug in Polar. Dabei lässt man zwar einige Diskussionen ungelöst und deren Ausarbeitung wird zur Aufgabe des Publikums. Ungeachtet dessen hat man als Zuschauer nicht das Gefühl, Polar würde etwas missen und unkommentiert lassen.
Wie oben bereits beschrieben ist einer der größten positiven Aspekte die comic-lastige, überspitzte Zeichnung der Charaktere. Dieser Faktor ist jedoch lediglich so gut, wie der Schauspieler, der ihn für das Publikum zum Leben erweckt. Auch hier haben die Macher des Films ein gutes Händchen bewiesen und Schauspieler engagieren können, die die Rollen nicht besser hätten verkörpern können. Zu allererst ist es hier wichtig zu erwähnen, dass Mads Mikkelsens Talent für tiefgründige Charaktere sich auf einem eindrucksvoll hohen Niveau befindet. Ich hätte mir für die Rolle des Duncan keinen besseren und passenderen Schauspieler vorstellen können.
Aber auch Vanessa Hudgens gilt es hier zur Sprache zu bringen. In der Vergangenheit hatten wir sie meist in Rom-Coms, Dramen und Liebesgeschichten gesehen. Umso beeindruckender war ihre überaus ehrliche Performance, die sie in Polar an den Tag legte. Auch die anderen Charaktere und Schauspieler wirkten wie direkt aus einem Comic, ohne das oft gewohnte Trash Gefühl aufkommen zu lassen.
Sowohl technisch als auch filmisch war Polar in meinen Augen ein gelungenes Werk. Mit ungewohnten Stilmitteln, die in schnelle Schnitte gipfelten, und einem beeindruckenden Gespür für Atmosphäre und Bildgewalt, verhalfen die Macher dem Werk aus seinen Comicseiten heraus und hinein in die Realität. Dabei nutzten sie gerade so viel Comicstil wie nötig, um die künstlerische Kreativität von Polar zu würdigen und den Film für das Streaming Publikum massentauglich zu gestalten.
Fazit der Polar Kritik:
Mit Polar haben es die Akteure sowohl vor als auch hinter der Kamera geschafft, einen guten und einfallsreichen Comic erfolgreich auf die heimischen Fernseher zu bringen. Bestückt mit kreativen und an das Ursprungsmedium angelehnte Stilmittel kann Polar als Verfilmung glänzen. Ich vergebe daher 4 von 5 Sterne.