Unser Paris Kritik
Seit heute können wir das neueste französische Drama Unser Paris von Elisabeth Vogler auf Netflix anschauen. Ob sich der Film über die junge Anne und ihrem Leben in Paris lohnt, erfahrt ihr hier.
Unser Paris Handlung:
Wir treffen auf Anne inmitten lauter Musik, inmitten der Metropole Paris. Dort trifft sie, getragen von Musik und Drogen, auf die Liebe, die sie in ihrem aktuellen Lebensabschnitt begleiten wird.
Doch ähnlich wie ihre geliebte Stadt Paris, wird auch sie immer mehr in Spannung geraten und die einstige Heiterkeit scheint zu bröckeln.
Paris wird unterdessen heimgesucht von Anschlägen, Aufständen und Rauchschwaden. Während die Stadt ihre gewohnte Atmosphäre von Freiheit und Leichtigkeit einbüßt, so zeigt auch die Liebe zwischen dem jungen Paar ihre ersten Schattenseiten. Der Freund macht Karriere und widmet sich gänzlich seinem Streben nach mehr und nach einer anderen Stadt. So entschließt er sich nach Barcelona zu ziehen und möchte, dass Anne ihn begleitet. Sie ist jedoch zwiegespalten und bleibt erstmal allein in Paris zurück.
Als der Besuch bei ihrem Freund in Barcelona ansteht, entscheidet sie sich dafür nicht in das Flugzeug einzusteigen. Wider allem Erwarten war dies wohl die beste Entscheidung, die sie hätte treffen können. Alles weitere zu der Handlung und dem Verlauf von Annes Leben könnt ihr in dem Film Unser Paris auf Netflix sehen.
Unser Paris Kritik:
Ohne Erwartungen oder Spoiler sind wir an den neuesten Netflix Film Unser Paris herangegangen. Was wir dann im Endeffekt miterleben durften, war alles andere als absehbar. Wer sich vor erstmaligem Betrachten des Films einen Trailer angeschaut oder eine Beschreibung durchgelesen hatte, so hat auch dieser jemand im Endeffekt etwas ganz anderes präsentiert bekommen. Das muss nicht unbedingt als negativ erachtet werden, aber gänzlich überzeugen konnte uns Unser Paris leider auch nicht.
Der Film hinterließ ein schier nicht auszuhaltendes Gefühl der Ambivalenz, nachdem wir ihn das erste Mal angeschaut haben. Man versteht mit Sicherheit die Intention der Regisseurin, was sie bezwecken wollte. Auch die Gefühle und Gedanken, die Unser Paris beim Zuschauer hervorrufen wollte, waren gegeben. Nichtsdestotrotz war es jedoch der Verlauf und die Wandlungen des Films, die ihm nachhaltig doch einen bitteren Abgang verpasst haben.
Generell war die Storyline des Films für viele Zuschauer ein Stück aus dem echten Leben. Man muss nicht unbedingt in einer Großstadt leben, um die Handlung mit ihrer authentischen Schlagkraft zu würdigen. So zeigt uns die Geschichte eine Momentaufnahme aus dem alltäglichen Leben eines jungen Menschen. Viele von euch kennen diesen einen bestimmten Abschnitt, ganz gleich ob in den Zwanzigern oder Dreißigern. Aber da gibt es diesen einen Abschnitt, dieses eine Kapitel, in welchem ihr nicht wisst wer ihr sein wollt, wer ihr sein könnt und wer ihr wirklich seid.
Diese Momentaufnahme konnte Unser Paris außerordentlich gut darstellen. Vor allem in der ersten Hälfte des Films kann man sich als Zuschauer nur zu gut in der Erzählung verlieren. Man erinnert sich an diese eine Party, diesen einen Menschen und diese Konflikte, die sich in einem selbst ausbreiten und auf die restlichen Aspekte des Lebens übergreifen.
Trotz der fehlenden Linearität der Handlung konnte man der Erzählung gut folgen und bekam ein durchaus relevantes Drama präsentiert. Dennoch entschieden sich die Macher dazu dem Film einen schwierigen Verlauf zu verpassen. So wird die Geschichte immer sprunghafter, zusammenhangsloser und muss daher zum Ende hin einiges an Lob einbüßen.
Dennoch konnten wir dem Netflix Film auch viel Gutes abgewinnen. Wie bereits erwähnt werden Themen angesprochen, die so manch alltägliches Gespräch im wahren Leben schon einmal angeschnitten hatte. Hierzu zählt vor allem die unbegreifliche Phase, die uns direkt in das Leben eines Erwachsenen katapultiert. Wo es durchaus die ein oder andere Person gibt, die bereits noch während der Schulzeit den Masterplan für das eigene Leben aufgestellt hat, gibt es jedoch auch das komplette Gegenteil. Man fühlt sich noch nicht bereit für den einen Job, für dieses eine Leben, für diese große Verantwortung. Und eigentlich will man frei sein und tun und lassen können, was man möchte. Unser Paris thematisiert genau dieses Zwischenspiel und diesen Tumult, den man erlebt.
Unsere Protagonistin ist genau diese Person, die nicht arbeitet, nicht vor und nicht zurück weiß. Sie lebt im Hier und Jetzt und macht sich mehr Gedanken um Gestern als um das was kommen mag. Möchte man noch anfangs diese Lebensweise wertschätzen, macht uns der Netflix Film doch klar, dass diese Art der Freiheit doch auch seine Schattenseiten birgt. Anne wirkt demnach des öfteren eher wie eine Gefangene in ihrem Nichtstun und in ihrer Unentschlossenheit. Sie ist verloren in ihren Gedanken und verliert so auch immer mehr den Bezug zur Realität.
Auch hier müssen wir uns eingestehen, dass es äußerst schwierig ist den Film in Bezug auf seine Diskussionen zu beurteilen. Zustande kommt diese Ambivalenz durch den starken Kontrast, den der Beginn und das Ende von Unser Paris verursachen. So verlieren auch die angesprochenen Thematiken immer mehr an Aufmerksamkeit. Im Verlauf wird der Film immer abstrakter und die alptraumhaften Bilder nehmen immer mehr Platz ein. So verliert das Netflix Werk leider, ähnlich wie die Protagonistin, immer mehr den Bezug zur Realität. Aber damit verliert er auch leider den Bezug zu seinen Themen und Diskussionen. Lediglich die „Poetry-Slam“-ähnlichen Erzählungen, die die Bewegtbilder begleiten, lassen den Zuschauer vermuten, dass es hier zugrunde liegende Themen gibt.
Diese starke Wandlung, die sich im Verlauf immer mehr andeutet konnte leider nur schwer überzeugen, da ihre Umsetzung meines Erachtens nach nur spärlich durchdacht war. So hatte ich an vielen Stellen das Gefühl, dass der Film zu stark versucht zu einem Kunstwerk zu werden. Dadurch wirkte er vor allem zum Ende hin zu aufgesetzt, zu abstrakt und demnach unpassend. Hier hätte etwas weniger Non-Sense und etwas mehr Treue vielleicht den ein oder anderen Kritikpunkt wieder aushebeln können.
In Bezug auf schauspielerische Leistung sollte man zu Unser Paris noch ein paar Worte verlieren. Die noch sehr junge und unerfahrene Schauspielerin Noémie Schmidt ließ uns, ähnlich wie der Film selbst, zwiegespalten zurück. Während sie in einigen Szenen durchaus eine solide Leistung abgab, konnte allerdings auch sie den Film am Ende nicht mehr retten. Aufgrund des abstrusen Verlaufs des Films wird auch sie immer unechter, was vielmehr dem Drehbuch als ihrem Talent zu verdanken ist.
Die technische Leistung von Unser Paris muss an dieser Stelle ebenfalls erwähnt werden. Besonders ungewohnt, jedoch sehr positiv war in unseren Augen die Kameraführung. Nur in den seltensten Fällen wurde dem Zuschauer ein komplettes und großes Sichtfeld gegeben. In den meisten Szenen hatte man nur kurze Momentaufnahmen und eine eingeschränkte Sicht. So wirkten vor allem die Dialoge nicht als würde man sie direkt miterleben, sondern als würde man eine Erinnerung abspielen. Zwar ist dies durchaus gewöhnungsbedürftig, aber definitiv kreativ und innovativ.
Fazit Unser Paris Kritik:
Hatten wir zu Beginn von Unser Paris noch ein sehr gutes Gefühl bei dem Film, entpuppte er sich doch zu etwas gänzlich anderem. Zwar war er schon zu Beginn keine einfache Kost, jedoch wurde er im weiteren Verlauf und vor allem in seinem Schlussakt immer abstruser. Leider konnte er mit dieser Wandlung nicht punkten und verlor somit wichtige Punkte. Ich vergebe für Unser Paris auf Netflix daher 3 von 5 Sterne.