The Highwaymen Kritik
Ab heute haben wir die Möglichkeit auf Netflix eine ungewöhnliche Herangehensweise an die alte Bonnie & Clyde Geschichte mitzuerleben. Wir erzählen euch in dieser The Highwaymen Kritik, ob sich ein Blick in den Film mit Kevin Costner und Woody Harrelson lohnt.
The Highwaymen Handlung:
Wir befinden uns in den USA, in den 30er Jahren. Mitten in der Wirtschaftskrise, die das Land ohnehin schon ins Chaos stürzte, trieb eine Verbrecherbande sein Unwesen und schrieb dabei Geschichte. Bonnie und Clyde, obwohl dieses Duo vor über 80 Jahren ihr Unwesen trieb, kennt so gut wie jeder. Doch was nur wenige kennen ist die Geschichte der Männer, die sie zur Strecke brachten.
Genau hier setzt The Highwaymen an und zeigt die Jagd auf Bonnie und Clyde, das regelrechte Katz und Maus Spiel und das jähe Ende. Wir begegnen den zwei, mittlerweile betagten und pensionierten, Texas Rangers Maney und Hamer, wie sie beauftragt werden Bonnie und Clyde zu schnappen und zu erledigen. Ob ihnen das gelingt, müssen wir hier wohl kaum ausführen. Da die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, können viele schon das Ende der Geschichte erahnen.
The Highwaymen Kritik:
Jeder kennt sie, die Geschichte von Bonnie und Clyde. Unzählige kreative Werke in der Literatur, der Musik und natürlich in Film und Fernsehen, haben uns die tragische Liebesgeschichte näher gebracht. Interessanterweise ist Bonnie und Clyde nicht wirklich das, was uns oftmals gezeigt wird. Es ist eine knallharte Erzählung über einen Verbrecher und einer Verbrecherin, die inmitten der Wirtschaftskrise mehrere Tankstellen, Läden und kleine Banken überfallen hatten. Dass im Zuge ihrer Verbrechensserie auch noch über ein Dutzend Menschen sterben, kann da mal schnell in den Hintergrund geraten, immerhin gibt es hier ja Romantik zu sehen. Doch was genau an solchen Verbrechen und Morden romantisch ist, mag sich einem nur schwer erschließen.
Aufgrund dessen waren wir begeistert von der Idee, dass ein Werk endlich mal die Romantik dahin steckt, wo sie hingehört: in den Hintergrund. In The Highwaymen geht es auch nicht darum, den Idol-Charakter der zwei Verbrecher noch mehr anzuheizen. Der Film versucht eine objektive Perspektive auf die Geschichte zu ermöglichen, auch wenn dies natürlich mit gängigen Stilmitteln geschieht. Das macht den Film jedoch nicht weniger sehenswert, aber tröstet vielleicht den ein oder anderen darüber hinweg, dass nicht nur die Romantik, sondern Bonnie und Clyde selbst von 2 Stunden vielleicht maximal 2 Minuten lang gezeigt werden.
Wie bereits erwähnt, waren wir von der Geschichte selbst begeistert. Wir haben uns sehr darüber gefreut einen sachlichen Film präsentiert zu bekommen, der die Geschehnisse aus einem anderen Licht beleuchtet. Aufgrund dessen sehen wir keine Romantik, wir sehen keine Liebe und definitiv blicken wir nicht auf irgendwelche verqueren Idole. Wir sehen zwei Männer, die von ihrem Leben und ihren Erfahrungen geprägt und gezeichnet wurden. Sie helfen dem Zuschauer nicht nur dabei, die Geschehnisse aus dem Blick der Polizeiarbeit zu sehen. Sie führen den Zuschauer auch durch Gefilde, die gänzlich ihre rosarote Brille verloren haben. Wir sehen das Grauen, die Kriminalität und die Abscheulichkeit, die oft in anderen Bonnie und Clyde Erzählungen verschleiert werden.
Das bedeutet jedoch auch, dass die große Action, das viele Schießen und Raubüberfälle hier ebenfalls nicht zur Geltung kommen. Wer also einen Actionfilm erwartet, der einen fesselt und massiv vom Hocker haut, wird leider enttäuscht. Wir haben zwei alte Männer vor uns, die mit Geduld, Intuition und Geschick versuchen Bonnie und Clyde aufzuspüren und ihnen das Handwerk zu legen. Das kann durchaus auch seine ruhigen Minuten im Film mit sich bringen. Auch viele eintönige Längen hatte der Film. Das nimmt aus der Actionstory enorm viel an Tempo heraus. Doch wer gemütlich und geduldig in eine Geschichte einsinken möchte, ohne alle paar Minuten vor Schreck wieder aufzustehen, der wird bei The Highwaymen fündig.
Doch auch wenn die Action und das Tempo auf der Strecke bleibt, heißt das nicht, dass der Film nicht sehenswert wäre. Ganz im Gegenteil waren wir sichtlich angetan von The Highwaymen. Ähnlich wie die Protagonisten wirkte der ganze Film mit seinem Konzept wie vom alten Schlag. Es erinnerte uns an unzählige Filme mit betagten Herren, deren Verständnis von Gut und Böse keinen Platz für Romantik ließ. Denn auch in The Highwaymen wird die Idol-Thematik des Öfteren angesprochen. Doch so wie Stilmittel den Blick in einen Film manchmal verschleiern könnten, so brachten es doch die Protagonisten auf den Punkt: „Das sind Monster!“.
Mit den zwei eher pragmatischen Herren vom alten Schlag findet auch ein gewisser Humor in der Geschichte ihren Platz. Dieser war weder zu ausschweifend, noch war er unangebracht oder aufgesetzt. Er wirkte an den richtigen Stellen und konnte somit die teils langatmige Erzählung auflockern. Zu verdanken war dies vor allem dem Charakter Maney, der von Woody Harrelson gespielt wird.
Zu erwähnen gilt hier auch, dass The Highwaymen mit seinem eher sachlichen und pragmatischen Konzept kein Meisterwerk des Intellekts darbietet. Auch Tiefe und enorme Substanz in der Charakterzeichnung sucht man hier bis auf wenige Stellen vergeblich. Doch wen das nicht stört, der wird bei The Highwaymen auf seine Kosten kommen. Für mich persönlich war der Film mal wieder eine gelungene Reise in längst vergessene Tage und Zeiten. Das erahnte man in meinen Augen nicht nur an der Geschichte selbst, sondern auch daran wie man an diese herangegangen ist. Man wollte kein Bling Bling, kein Bang Bang oder dergleichen. Man wollte lediglich zwei ältere Männer begleiten, wie sie das tun, was sie am besten können, Verbrecher jagen.
Aufgrund des Settings im mittleren Westen der USA können sich Landschaftsliebhaber auch oft an schönen Bildern erfreuen. Die tiefen Weiten und die ins Unendliche reichenden Ebenen dieses Landes werden hier perfekt in Szene gesetzt. Als solide könnte man darüber hinaus auch die schauspielerische Leistung betiteln. Woody Harrelson ist gewohnt humorvoll und kann den Zuschauer an der ein oder anderen Stelle gut unterhalten. Auch Kevin Costner spielt seine Rolle als fast schon verbittert wirkender alter Mann, dessen Pragmatismus kaum Platz für Gefühle lässt, äußerst authentisch.
Fazit der The Highwaymen Kritik:
Trotz einigen Längen und einem eher seichten Erzähltempo waren wir von dem Film doch sehr angetan. Es war erfrischend mal wieder eine Geschichte präsentiert zu bekommen, in welche man sich leicht einsinken lassen konnte. Wir vergeben dem Netflix Film in unserer The Highwaymen Kritik daher 3,5 von 5 Sterne.
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