I’m Thinking of Ending Things Kritik
Der Film ist eine Romanverfilmung des gleichnamigen Buchs von Iain Reid. Dieses psychologische Horror Drama, für welches sich kein geringerer als Charlie Kaufman verantwortlich zeichnet, können wir ab dem 04. September bei Netflix anschauen. Warum wir von diesem Film begeistert waren, erklären wir euch hier in unserer I’m Thinking of Ending Things Kritik.
Inhaltsverzeichnis:
I’m Thinking of Ending Things Handlung:
Eine junge Frau begibt sich vermeintlich auf den Roadtrip ihres Lebens. Das Ziel ist dabei nicht ein wahnwitziges Abenteuer. Sie entschied sich lediglich dazu, mit ihrem Freund Jake dessen Eltern auf ihrer alten Farm zu besuchen. Dort angekommen wirkt alles verzerrt und absurd. Sie beginnt alles in Frage zu stellen, was sie weiß und wer sie ist. Als dann noch ein unliebsamer Schneesturm den Ausflug begleitet, scheint alles nur noch seltsamer zu werden.
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Kritik: What the f***?
Was genau ist das für ein Film? So oder so ähnlich klangen unsere Gedanken fast in jeder Minute von I’m Thinking of Ending Things. Bereits in der ersten längeren Szenerie des Films, während unsere zwei Protagonisten im Auto sitzen, fing unser Hirn an zu rasen. Die Geschichte ist ziemlich absurd und verwirrend. Man wird das Gefühl nicht los, dass es am Ende dieses Films nur zwei mögliche Optionen zum Fazit gibt. Entweder man hasst diese Erzählung und findet sie absolut dämlich. Oder I’m Thinking of Ending Things lässt einen gedanklich nicht mehr los und es wird in den Tiefen des Gehirns als absolutes Meisterwerk abgespeichert.

Doch nicht nur die Verzerrungen, die Absurdität und diese generelle Merkwürdigkeit tragen ihr Übriges zu diesem Gefühl bei. Die Story selbst und unsere Charaktere scheinen ein ähnliches internes kognitives Chaos zu erleben. Während vor allem die junge Frau immer mehr ihrer Welt und ihrer Selbst in Frage stellt, so beginnt auch der Zuschauer immer größere Fragezeichen zu entwickeln. Allen voran natürlich die große Frage nach der Bedeutung oder einer möglichen Erklärung, die diesen Film in die Realität transportieren zu können. Diese nagende Empfindung, dass dieser bedeutungsschwere Film transportiert und hinterlässt ist unserer Meinung nach eine seltene und großartige Kunst. Ein großes Augenmerk dieser Geschichte lag somit auch auf den unzähligen Querverweisen. Diese Querverweise hatten eine enorme Spannbreite und beinhalteten sowohl große philosophische oder wissenschaftliche Theorien, aber auch Zitate aus Film und Literatur. Auch wenn hier vielleicht das größte Lob an den Autor des Romans gehen sollte, so hatte auch Charlie Kaufman hier viel seiner eigenen Kreativität untergebracht.
So abstrus die Geschichte sein mag, und so sehr die unterschwellige Bedeutung dieses Films versucht sich zu verstecken, so eindeutig ist doch unser Fazit ausgefallen. I’m Thinking of Ending Things ist ein großes Highlight in der gigantischen Streaming-Landschaft.
Der zeitlose Traum der Einsamkeit
Erstmals auf der Farm der Eltern angekommen, wird uns das große Thema der Zeit überhaupt bewusst. Zeit ist relativ und wie hier unmissverständlich verdeutlicht wird, auch oft sehr verwirrend. So ist folgt dieser Film nur oberflächlich einer eindeutigen Chronologie. Unterschwellig sehen wir doch die zeitliche Abfolge so, als würde man sie selbst nur erträumen. Mal sieht man vergangene Tage und Themen. In der nächsten Einstellung sieht man Szenen, die zeitlich vielleicht in der Zukunft liegen könnten, aber wiederum nostalgisch vermittelt werden. So war vor allem der kleine aber feine Bezug zum Familienhund ein Hinweis darauf, dass wir es hier nicht mit der Realität wie die Naturgesetze sie vorgeben, zu tun haben. Vieles deutet auf Fragmentstücke hin, die sich eher wie eine Erinnerung anfühlen oder wie ein Tagtraum anstatt wie das Hier und Jetzt.

Doch neben der Zeit als gar absurde Größe, vermittelt I’m Thinking of Ending Things eine tieftraurige Einsamkeit. Und das, obwohl wir in den meisten Bildeinstellung keine alleinigen Personen sehen, sondern zwischenmenschliche Interaktionen. Dabei ist und bleibt die Frage auch nach dem Film, wer denn hier wer ist, und ob diese Interaktionen nicht eine Ausgeburt eines einsamen Geistes waren.
Kann man das Horror nennen?
Bevor wir den Film anschauen konnten, war das Genre einer der Aspekte, das sich tief in unser Hirn eingebrannt hatte. Ein Horrorfilm ist es in unseren Augen zwar nicht, aber das liegt auch an unserer persönlichen Definition. Wir haben bei I’m Thinking of Ending Things keine “Jumpscares”, keine Angstzustände oder ein rasendes Herz. Wir hatten jedoch eine ziemlich gute Vorstellung davon, dass Angst auch weitaus mehr bedeuten kann. Dieser Film verdeutlichte diese Repräsentation von Beklommenheit. Mit seiner düsteren Atmosphäre und seinen Bildeinstellung vermittelt der Film eine Art Dunkelheit. Dieses Dunkel, dass der Film beim Zuschauer hervorruft greift in düstere Gefilde. Als Zuschauer weiß man nun unweigerlich, dass Angst weitaus mehr beinhalten kann als Schockmomente. Der Film bedroht, er schürt Unsicherheit und funktioniert so auf eine ganz einzigartige Art und Weise als psychologischer Horror. Es fällt uns als Zuschauer schwer diesen Film in eine Genre-Schublade zu stecken. Und genau deswegen wiegt er auch so schwer nach und kann von uns nur wärmstens empfohlen werden.
Eine Performance, die sich sehen lassen kann
Man muss nicht viel zum Thema der schauspielerischen Leistung sagen. In unseren Augen ist die Sache eindeutig. Sei es die junge Frau, Jake, die Mutter, der Vater oder sonstige Protagonisten. Überhaupt solche Charaktere zu spielen bedarf eines Talents, welches in I’m Thinking of Ending Things gezeigt wurde. Wir waren begeistert von jeglicher Performance, von der Dramatik, der Mimik und Gestik der Schauspieler. Einmal mehr zeigte uns ein Netflix Film, dass Schauspielerei manchmal mehr bedeutet als reale Figuren authentisch abzubilden. Es geht darum Charakteren Leben einzuhauchen, die in ihrer emotionalen Spannbreite kaum einzufangen sind. Doch bei diesem Netflix Film wandelten sich die Charaktere fast von Minute zu Minute und in keinster Weise konnten wir hier etwas beanstanden.
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Fazit I’m Thinking of Ending Things:
Für uns ist dieses Fazit eindeutig und trotz oder vielleicht wegen der Surrealität des Films können wir alle Beteiligten nur loben. In unserer I’m Thinking of Ending Things Kritik bekommt der Film 4,5 von 5 Sterne. Der halbe Punktabzug verschuldet der Film seinen Diskrepanzen zum Roman. Zwar konnte so der Regisseur noch seine eigene Kreativität entfalten, jedoch hätten wir uns hier etwas mehr Überschneidungen zum Roman gewünscht.