Spuk in Bly Manor – Die Parallelen zur Literatur der einzelnen Folgen
SPOILERWARNUNG!
Mike Flanagan zeichnet sich für Spuk in Hill House und die neueste Adaption Spuk in Bly Manor verantwortlich. Bereits bei Staffel 1 im vergangenen Jahr waren wir hin und weg von seiner Art eine Serie zu konzipieren. Es gehört in unseren Augen viel Talent und viel Können dazu, um derartige Serien anhand von ihren vorliegenden literarischen Werken für den Fernseher zu adaptieren. Spuk in Bly Manor setzt, ähnlich wie Spuk in Hill House, auf ein literarisches Werk. Jedoch bezieht sich die Serie nicht nur auf einen Roman, sondern gar auf mehrere literarische Novellen des Autors Henry James aus den Jahren 1868 bis 1908.
In der Vergangenheit haben wir von CitizenZ gemerkt, dass unsere Leserschaft doch gerne ein wenig mehr Hintergrundinformationen zu den einzelnen Vorlagen haben möchte. Aufgrund dessen haben wir für euch diesen Artikel zusammengestellt. Darin fokussieren wir die einzelnen Parallelen zwischen der Netflix Serie Spuk in Bly Manor und den Werken von Henry James.
Inhaltsverzeichnis:
- Das Buch oder die Bücher zu Spuk in Bly Manor
- Die Parallelen der einzelnen Episoden
- Der großartig gute Ort
- Der Schüler
- Die zwei Gesichter
- Wie alles kam
- Der Altar der Toten
- Das glückliche Eck
- Die Romantik mancher alter Kleider
- Das Tier im Dschungel
- So funktionieren Buchadaptionen
Das Buch oder die Bücher zu Spuk in Bly Manor:
Tot bedeutet nicht fort. Alles rund um Bly Manor dreht sich darum, und das ist es auch, was uns an dieser Serie und bei den dazugehörigen literarischen Werken so fasziniert. Der Autor dieser Werke, Henry James, zeigte in vielen seiner Romanen und Novellen, dass Geistergeschichten weitaus mehr zu bieten haben, als Stoff zum gruseln. Sie strotzen vor Liebe und vor Sehnsucht nach Menschen und Gefühlen, die längst vergangen sind. Und sie beinhalten die Faszination für den Tod selbst. Auch bei Spuk in Bly Manor wird einem immer wieder bewusst, dass der Tod nur in den seltensten Fällen auch wirklich einen Abschluss bietet.
Mike Flanagan hatte auch bei Spuk in Bly Manor bewiesen, wie beeindruckend eine gut durchdachte literarische Adaption aussehen kann. Dabei nutzte er nicht nur eine Novelle des Autors Henry James aus dem Jahr 1898. Er schaffte es, aus vielen weiteren Werken des Autors Inspiration zu ziehen und brachte in Bly Manor gleich mehrere Geschichten unter. Die größte Inspiration zu Spuk in Bly Manor bot die Novelle “Das Durchdrehen der Schraube”. Hier haben wir die Aufzeichnungen einer Gouvernante, die zur Betreuung der zwei Waisenkinder Miles und Flora auf den Landsitz Bly zieht. Dabei beobachtet sie immer mehr Geistererscheinungen auf Bly und ist davon überzeugt, dass die zwei Kinder mit diesen Geistern in Kontakt treten können. Auch ihre Vorgängerin, sowie der frühere Diener treten als Geister in Erscheinung. Die namenlose Gouvernante geht davon aus, dass die Geister schlechten Einfluss auf die Kinder üben und möchte diese vor ihnen beschützen. Ihr Übereifer gipfelt jedoch in den Tod des Jungen Miles und in ein Nervenfieber des Mädchens Flora.

Die Bezüge, die Spuk in Bly Manor zu dieser Geschichte zieht, mag so manchem Zuschauer durch diesen kurzen Auszug klar werden. Trotz der Ähnlichkeiten zur Novelle, sieht man jedoch auch die großen Unterschiede, die nicht nur die kreative Freiheit des Serienschöpfers darstellen, sondern unserer Meinung nach auch sein Talent betonen. So adaptierte er nicht nur eine Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, sondern konnte diese gar auf eine moderne Zeitebene übertragen (1980er Jahre). Trotz der Unterschiede innerhalb der Epochen, schafft es die Serie auch weiterhin die wichtigen Themen rund um die Klassengesellschaft aufrecht zu erhalten. Außerdem ließ sich der Serienschöpfer bei Spuk in Bly Manor noch von vielen weiteren Geschichten des Autors Henry James inspirieren. Die einzelnen Werke, die Mike Flanagan in diese Serie packte kann man anhand der einzelnen Episodennamen erkennen. Jeder einzelne dieser Titel ist auch der Name einer Geschichte des Autors Henry James. Diese Parallelen möchten wir euch anhand des folgenden Episodenguides weiter erläutern.
Auch interessant: I’m Thinking of Ending Things Buch vs. Film
Die Parallelen der einzelnen Episoden
Der großartig gute Ort – Episode 1 (“The Great Good Place”, 1900)
Danielle möchte sich als Au-Pair auf dem Landsitz Bly um die zwei Waisenkinder Flora und Miles kümmern. In Folge 1 muss sie demnach den Onkel und Vormund der Kinder davon überzeugen, dass sie die perfekte Kandidatin für den Job ist. Der Zuschauer merkt, dass sie ein Geheimnis hütet und ihrem alten Leben durch diese neue Anstellung entfliehen möchte.
Im Buch “The Great Good Place” folgen wir dem Protagonisten George Dane, der selbst seinem Leben mit den Unmengen an Arbeit entfliehen möchte. Er zieht sich demnach an einen ruhigen und abgelegenen Ort zurück, an welchem er endlich Klarheit finden kann.
Wir sehen hier eindeutige Bezüge zu Danielle, die ebenfalls ihrem Leben entfliehen möchte. Auch das Thema des Rückzugs und der Stellenwert von Arbeit wird in der ersten Episode ins Rampenlicht gestellt.

Der Schüler – Episode 2 (“The Pupil”, 1891)
In dieser Episode nimmt der junge Miles viel Aufmerksamkeit in Anspruch. Man sieht als Zuschauer, warum dieser vom Internat geflogen ist und warum er letztendlich mit seiner Schwester in Bly Manor haust.
Obwohl die Gründe von Miles Schulverweis auch in “Das Durchdrehen der Schraube” thematisiert werden, haben wir hier auch einige Parallelen zu dem Werk “The Pupil” aus dem Jahr 1891. Diese Geschichte handelt von dem Schüler Morgan, und dessen Lehrer Pemperton. Obwohl dieser irgendwann von Morgans Familie nicht bezahlt wird, arbeitet er weiter für diese, unterrichtet Morgan und kümmert sich um diesen. Auch hier sehen wir Parallelen zu Spuk in Bly Manor, dessen zweite Episode eine ähnliche Beziehung zwischen dem Schüler und dem Lehrer aufzeigt. Der feine Unterschied zu den Werken des Autors liegt jedoch im Schicksal des jungen Schülers. Sowohl bei “The Pupil” als auch bei “Das Durchdrehen der Schraube” muss der Junge letztendlich seinen Tod finden. In Spuk in Bly Manor sieht das bekanntlich anders aus.
Die zwei Gesichter (Teil 1 + Teil 2) – Episode 3 & 7 (“The Two Faces”, 1900)
Die Episode mit dem Namen “Die zwei Gesichter” nimmt den Zuschauer gleich zwei Folgen lang in Anspruch. Sowohl an dritter als auch an siebter Stelle der Serie werden wir Zeuge der Geschehnisse bevor das amerikanische Au-Pair nach Bly Manor kommt. Hier sehen wir Rückblenden zu Miss Jessel und Peter Quint, deren Liebesgeschichte einer altertümlichen Tragödie gleicht. Sie nimmt derart viel Aufmerksamkeit in Anspruch und ist derart wichtig für die Geschehnisse, dass die Macher der Serie hier viel Zeit investieren mussten.
Die Parallelen zu den Werken von Henry James sind hier vor allem zur Ursprungsgeschichte “Das Durchdrehen der Schraube” deutlich, aber ein anderes Werk namens “The Two Faces” sollte hier ebenfalls erwähnt werden. Diese handelt von einem englischen Lord und seiner sehr jungen Braut. Er bringt diese zu einer hochangesehenen Lady um aus ihr eine Vorzeige-Frau zu machen, wie es sich an der Seite eines Lords geziemt. (Kleine Anmerkung am Rande: all die Geschichten von Henry James spielen in einer Zeit, in der gesellschaftliches Ansehen und Klasse eine weitaus wichtigere Bedeutung hatten als es heutzutage der Fall ist.) Doch diese Lady hat ihre eigene Agenda, denn eigentlich ist sie auch die ehemalige Geliebte des Lords. Es kommt wie es kommen muss, und die Lady betrügt den englischen Lord und seine junge Braut. Im Zuge dessen verliert diese jegliches Ansehen in der Gesellschaft
Sowohl in den Werken von Henry James als auch bei Spuk in Bly Manor dreht sich vieles um die gesellschaftliche Stellung. Obwohl die Netflix Serie hier einen sehr modernen Stil darstellt, ist es doch vor allem die Figur des Peter Quint, die die Bedeutung von gesellschaftlicher Stellung in den Vordergrund stellt. Hier muss man sich die Frage stellen, ob der Serienschöpfer Mike Flanagan bewusst viele der Angestellten von dunkelhäutigen Schauspielern darstellen ließ. Auch wenn diese Betonung von gesellschaftlicher Stellung sehr subtil in der Serie ihren Widerklang findet, ist sie dennoch vorhanden.

Wie alles kam – Episode 4 (“The Way It Came”, 1896)
Auch diese Episode ist mit einigen Rückblenden durchzogen. Als Zuschauer erfahren wir endlich die Hintergründe von Danielles plötzlicher Flucht aus ihrem alten Leben. So sehen wir, dass sie einst mit ihrer Kinderliebe verlobt war. Kurz vor der Hochzeit löste sie diese Verbindung zu ihrem einstigen Verlobten auf. Just in diesem Moment fand der Mann, dessen Herz gebrochen war, sein vorzeitiges Ableben durch einen Unfall. Geplagt von Schuldgefühle wird sie bei Spuk in Bly Manor von ihm heimgesucht.
Die Geschichte “The Way It Came” aus dem Jahr 1896 handelt von einer Beziehung zwischen zwei Brieffreunden. Sie haben sich jedoch nie in ihrem Leben gesehen, aber dennoch verbindet sie beide die Tatsache, dass sie ihre Eltern gesehen haben wollen kurz bevor diese starben. Die Erzählerin dieser Geschichte ist die Verlobte einer dieser Brieffreunde und ist sich sicher, dass ihr Zukünftiger in seine Brieffreundin verliebt ist. Selbst als diese stirbt, merkt die Erzählerin, dass ihr Verlobter keine Gefühle mehr für sie hegt. Sie beendet daher die Beziehung zu ihm.
Auch hier werden Parallelen zu den literarischen Werken gezogen. Jedoch, wie so oft in Spuk in Bly Manor werden diese auf eine moderne Ebene gestellt. So wird dem Zuschauer bewusst, dass Dani homosexuell ist und aufgrund dessen die Beziehung zu ihrem Verlobten beenden möchte. Zwar sind die Hintergründe bei Spuk in Bly Manor gänzlich anders, dennoch sehen wir die Bezüge zu der Geschichte von Henry James. Das große Thema des Auflösens einer Verlobung ist in beiden Erzählungen vorhanden und bietet viel Stoff für eine tragische Liebesgeschichte. Doch neben diesem großen Thema haben wir in der vierten Episode auch neu aufkeimende Beziehungen, so beispielsweise zwischen Danielle und Jamie, sowie zwischen Owen und Hannah. So zeigt dies dem Zuschauer, wie auch dem Leser, dass manche Menschen oft in der Trauer erst zueinander finden. Man sieht, dass Tod und Verlust die Menschen nicht nur voneinander trennt, sondern manchmal auch zusammenschweißen kann.
Auch interessant: The Walking Dead: World Beyond Kritik – Hoffentlich wird es besser
Der Altar der Toten – Episode 5 (“The Altar of the Dead”, 1895)
Episode 5 von Spuk in Bly Manor ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, welche Kraft hinter dem Erzählstil einer einzigen Folge liegen kann. Wir haben hier unsere volle Aufmerksamkeit auf Hannah Grose. Dabei folgt diese Episode nicht einem chronologischen Zeitstrang, sondern erzählt eine Geschichte zwischen Raum und Zeit selbst. Obwohl sie in der Zeit vor und zurück springt, so kehrt sie immer wieder zu dem ersten Treffen mit dem Koch Owen zurück. Und wenngleich diese Erzählung gänzlich losgelöst von physikalischen Zwängen zu sein scheint, so gibt sie doch der Serie viele Wendungen und wichtige Ereignisse mit auf den Weg.
Zwar wissen wir als Zuschauer, dass Hannah als einen ihrer Lieblingsplätze auf Bly Manor einen Altar in der Kapelle auserkoren hatte. Jedoch bezieht sich der Titel dieser Folge auch auf ein weiteres Werk von Henry James. Darin errichtet ein Mann einen Schrein für seine verstorbene Verlobte und für all seine geliebten Freunde, die er im Laufe des Lebens verloren hatte. Hier zeigt uns der Autor, was man damit meinen könnte, wenn man sagt, dass tot nicht fort bedeutet. So mögen uns Menschen zwar verlassen, aber die Erinnerung und die Hingabe zu ihnen hält sie für uns am Leben. Weiterhin ist “The Altar of the Dead”, ähnlich wie Spuk in Bly Manor auch eine Liebesgeschichte. Die Tragik dahinter sehen wir auch in dieser Episode, wenn die Zeit nicht ausreicht um der geliebten Person zu sagen, was man für sie empfindet. In “The Altar of the Dead” ist die Zeit ebenfalls der Feind des Protagonisten. Er schafft es nicht sich von seinem früheren Groll zu lösen und kann sich so seiner neuen Frau nicht gänzlich widmen. Erst als der Tod ihn ereilt, so schwindet auch sein Groll, doch es ist zu spät.

Bei Spuk in Bly Manor haben wir eine solche Tragik in der Beziehung zwischen Owen und Hannah. Als er endlich seinen ganzen Mut zusammen nimmt und sie darum bittet mit ihm nach Paris zu gehen, erfährt der Zuschauer, dass dieser Traum nichts mehr als ein Traum bleiben wird. Hannah ist tot und wird wohl für ewig auf Bly Manor bleiben, bis sie immer mehr schwindet und es kaum noch Menschen gibt, die sich an sie erinnern können.
Das glückliche Eck – Episode 6 (“The Jolly Corner”, 1908)
Episode 6 von Spuk in Bly Manor konzentriert sich auf den Onkel der zwei Waisenkinder, Henry Wingrave. Er selbst verlässt kaum noch sein Büro und wird dort von seinem Doppelgänger heimgesucht, dessen grotesk grinsende Fratze gut in dieses Grusel-Ensemble hineinpasst. Wir sehen als Zuschauer die Hintergründe zu der Geschichte rund um die Familie Wingrave und deren zwei Oberhäupter. Kurz bevor die Eltern der Wingrave Kinder ihren Tod finden, fand der Vater namens Dominic heraus, dass Flora nicht seine leibliche Tochter ist. Sie entsprang der verbotenen Liebe zwischen Henry und seiner Schwägerin Charlotte. Als Dominic dies herausfindet, verbannt er seinen Bruder aus der Familie. Geprägt von der Schuld und geboren aus dem Hass gegenüber sich selbst wird Henry nun von seinem bösen Doppelgänger heimgesucht, der ihm immer wieder klar macht, dass er es nicht verdient als Teil dieser Familie angesehen zu werden.
Hier sehen wir die Parallelen zu “The Jolly Corner” aus dem Jahr 1908. Darin haben wir Spencer Brydon, der in sein Heimathaus zurückkehrt aber fortan von dem Gedanken besessen ist, was aus ihm hätte werden können, wenn er in Amerika geblieben wäre. Diese Besessenheit davon, was alles hätte geschehen können, wenn er sich anders entschieden hätte, entwickelt in dieser Geschichte ihr Eigenleben. Der Doppelgänger, der daraus entsteht sucht ihn immer wieder im Verlauf der Geschichte heim und passt somit auch perfekt zu den Geschehnissen bei Spuk in Bly Manor.
Auch interessant: The Walking Dead Finale und World Beyond, American Murder, Emily in Paris [Podcast]
Die Romantik mancher alter Kleider – Episode 8 (“The Romance of Certain Old Clothes”, 1868)
Episode 8 von Spuk in Bly Manor setzt sich nicht nur erzählerisch sondern auch stilistisch klar von der übrigen Serie ab. Als Zuschauer bekommen wir eine Erklärung zu den schaurigen Geschehnissen auf dem Anwesen geliefert. So haben wir die Geschichte der zwei Schwestern von Bly, die sich einst in den gleichen Mann verliebten. Die älteste von ihnen heiratet diesen Mann und bekommt eine Tochter. Doch viel zu früh wird sie durch eine Krankheit aus dem Leben gerissen, auch wenn sie sich lange vor dem Tod verstecken kann. Bevor sie ablebt nimmt sie ihrem Mann jedoch noch das Versprechen ab, dass dieser all ihre teuren Kleider und ihren Schmuck für die gemeinsame Tochter aufheben solle bis sie alt genug ist um diese zu besitzen und zu tragen. Nach ihrem Tod heiratet der Mann ihre jüngere Schwester. Nach ein paar Jahren können sie das Anwesen kaum noch finanziell halten und die Schwester bittet ihren Mann die Kleider und den Schmuck seiner verstorbenen Frau zu verkaufen. Als dieser sich jedoch vehement weigert, bricht die jüngere Schwester die Truhe selbst eines Nachts auf und stirbt einen tragischen Tod durch den Geist ihrer großen Schwester.
Diese Geschichte findet ihren Ursprung in “The Romance of Certain Old Clothes” und wird sehr detailliert und fast schon exakt wiedergegeben. Sie reiht sich perfekt auch in die Serie ein, indem die Erzählung in das Bly Manor Anwesen übertragen wird. Die ursprüngliche Geschichte von Henry James spielt im übrigen in Massachusetts. In der Serie bietet sie eine mögliche Erklärung für die ganzen gruseligen Geschehnisse und stellt somit ein Bindeglied zwischen all den einzelnen Episoden dar.
Das Tier im Dschungel – Episode 9 (“The Beast in the Jungle”, 1903)
Mit der letzten Episode, die sich um das Tier im Dschungel dreht finden die Geschehnisse rund um das Bly Manor Anwesen seinen Abschluss. Dani und Jamie versuchen die ihnen noch verbleibende Zeit miteinander zu genießen. Doch in der Stille und tief in Dani vergraben lauert die Frau aus dem See, die wie ein Schatten nicht nur immer über Bly Manor lauerte sondern nun auch über der Beziehung der zwei Frauen. Letztendlich findet diese Geister- und somit auch die Liebesgeschichte ihren bittersüßen Abschluss. Ob man diesen als Happy-End oder aber als Tragödie betiteln sollte, ist gänzlich frei für Interpretationen.
Henry James veröffentlichte im Jahr 1903 die Geschichte namens “The Beast in the Jungle”, die als Grundlage für diese letzte Episode diente. Darin sehen wir unseren Protagonisten John Marcher, der ähnlich von einem Schatten begleitet beziehungsweise besessen ist. Tief geprägt durch seine Unfähigkeit wahre Gefühle zu empfinden hangelt er sich durch sein Leben. Diese Gefühlslosigkeit kostete ihm im Endeffekt seine Liebe.
In Bly Manor ist es im Endeffekt unsere Protagonistin Dani, die sich selbst opfert um ihre Liebe zu retten. Und obwohl es bei Henry James so gut wie nie ein Happy-End zu seinen Geschichten gibt, so sehen wir hier bei Spuk in Bly Manor die Freiheiten, die sich der Serienschöpfer nahm. Ganz zum Ende hin lässt er beim Publikum dann doch noch Hoffnung aufkeimen.

Und obwohl uns die Toten vielleicht noch Jahre später heimsuchen, so muss das nicht immer Stoff für eine Geistergeschichte sein. Die Toten sind vielleicht gerade wegen unseren Erinnerungen an sie, niemals gänzlich fort. Das macht aus Spuk in Bly Manor viel mehr eine Liebesgeschichte als eine Gruselgeschichte.
So funktionieren Buchadaptionen
Lange Zeit mussten wir uns eine Buchverfilmung nach der anderen ansehen und lange Zeit hatten wir Hoffnungen, Erwartungen und Wünsche, die leider viel zu oft unbegründet blieben. Selten konnte eine Verfilmung uns derart in den Bann ziehen. Doch hier bei Spuk in Bly Manor haben die Serienschöpfer etwas Großes geschaffen. Sie adaptierten nicht nur eine Geschichte, sondern gleich mehrere. Durch omnipräsente Themen wie Liebe und Tod haben sie die einzelnen Werke mit ihren meisterhaften Beschaffenheiten miteinander verbunden. Heraus kam eine Serie, deren subtile Art den Zuschauer in eine tragische Geistergeschichte voller Liebe hineinzieht und ihn nicht mehr loslassen möchte. Fazit: Genau so müssen Buchadaptionen aussehen!