Kena- Bridge of Spirits

Ein meisterhaftes Erstwerk – Kena: Bridge of Spirits im Test

Kena: Bridge of Spirits Handlung

In Kena: Bridge of Spirits taucht der Spieler als Geisterführerin Kena in eine zauberhafte Welt ein in der Hoffnung einen verirrten Geist zu leiten und dabei das von Verderbnis zerfressene Land von seinem Leiden zu reinigen. Dabei trefft ihr zunächst die Kinder Beni und Saiya die ihren Bruder Taro vermissen und euch in ihr Dorf führen, das fortan als Dreh- und Angelpunkt der Welt und ihrer Orte fungiert. Auf dem Weg zum Dorf könnt ihr euch mit den grundsätzlichen Aspekten des Spiels vertraut machen. Die ersten Schritte in Kena sind dabei vor allem optisch ein Genuss. Saftige grüne Wiesen und Bäume, blauer Himmel und Sonnenschein der sich sanft durch die Baumkronen drückt.

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Kenas Panoramen überzeugen von Anfang an und machen das Spiel zu einem richtigen Genuss für die Augen. Nicht nur für die Augen allerdings, sondern auch der Soundtrack ist wunderbar auf Immersion zugeschnitten und lässt mich schon nach kurzem Spielen die Zeit vergessen. Ebenfalls zu Beginn des Spiels trefft ihr die Rott – eine Art pixaresque Version von Nintendos Pikmin, die sich euch als kleine und praktische Helfer anbieten. Die Rott verstecken sich dabei in der Welt und wollen gefunden werden. Desto mehr ihr gefunden habt, desto höher auch das Level der Rott und damit ihre nutzbaren Fähigkeiten (dazu später mehr in der Gameplay Section). Die Hauptgeschichte des Spiels wird in mehreren Akten erzählt, wobei in jedem Akt ein anderer Nebencharaktere und seine Familie und Freunde, sowie deren Hintergrundgeschichten vorgestellt werden. Die Geschichte wird in kurzen animierten Filmsequenzen gezeigt, die ähnlich der Spielgrafik, unheimlich überzeugend und angenehm auffallen. In jedem Akt gilt es dabei für Kena verschiedene Relikte der jeweiligen Person aus der Welt zu bergen, wobei jedes Relikt eine andere Facette des Charakters durch eine Erinnerungssequenz präsentiert. Habt ihr alle Erinnerungen gesammelt könnt ihr die Geschichte und Umstände des Todes der Person zusammenpuzzeln und damit dem Geist helfen weiterzuziehen. Und so ist das Ende jedes Aktes trotz zuckersüßer Animationen auch mit gewisser Trauer verbunden, oder wie es einer der Dorfbewohner ausdrückt: „Der Weg einer Geisterführerin ist einsam.“


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Gameplay von Kena: Bridge of Spirits

Kena kombiniert auf angenehme Weise bewährte Elemente, wobei sich das Gameplay im Wesentlichen durch eine Mischung aus Erkunden, Rätseln und vor allem Kämpfen zusammensetzt. Durch die Welt bewegen wir uns angenehm flüssig und über Kletterpassagen (meist inklusive beeindruckender Ausblicke über die Welt) vor allem auch vertikal durch die einzelnen Gebiete.

Beim Rätseln spielen vor allem die eingangs angesprochenen Rott eine Rolle: Sie transportieren auf Befehl Steine von A nach B, stellen Schreine wieder auf und können durch Nutzung spezieller Blumen zu einer blobartigen Einheitsmasse verschmelzen, die in der Lage ist verdorbene Passagen begehbar zu machen und Gegnern schweren Schaden zuzufügen. Doch auch in den Kampfpassagen des Spiels spielen die Rott eine Rolle. Kena steht mit ihrem Geisterstab eine effektive Nahkampfwaffe mit leichten und schweren Angriffen, sowie Sprint- und Sprungattacken zur Verfügung, welche relativ früh im Spiel via Upgrade auch als Bogen genutzt werden kann. Außerdem steht Kena noch ein Schild zur Verfügung, der bei richtigem Timing auch zum Parieren verwendet werden kann. Kleinere Feinde lassen bei ihrem Ableben gelbe Kugeln liegen, welche die Motivation der Rott aufladen, sodass auch diese am Kampfgeschehen teilnehmen können. Sind die kleinen Racker aufgeladen, können wir sie zur Ablenkung auf Gegner werfen und unsere Waffen mit den Rott verstärken. Außerdem sammeln die Helferlein während dem Kampf eure Heilung ein. Die Kämpfe in Kena gestalten sich dabei durchaus anspruchsvoll, Bossgegner treten häufig in Gruppen mit kleineren Gegnern auf und verfügen über vielfältige und gefährliche Move-Sets. Die Schwierigkeit der Kämpfe steigt dabei relativ steil an, während ich über die ersten Gegnergruppen noch müde lächeln konnte, hatte ich bis zur Mitte des ersten Gebietes schon einige Tode erlebt. Dieser Anstieg ist auch durch den weiteren Verlauf des Spiels spürbar. Um eure Reise etwas einfacher zu gestalten stehen euch natürlich einige optionale Missionen zur Verfügung, die meist mit Erfahrungspunkten zum Lernen neuer Fähigkeiten und einer Währung zum Kaufen von Hüten für eure Rott einhergehen. Bei diesen Missionen müsst ihr jeweils einen Brief in den Gebieten des Spiels finden und diesen an einen korrespondierenden Haushalt im Dorf überbringen. Weiterhin lädt die Welt auch abseits der Hauptmission zum Suchen der Rott oder nach Meditationspunkten ein, welche dauerhaft eure Gesundheit erhöhen.

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Die Kämpfe machen sehr viel Spaß, jedoch steht das Spiel einem an manchen Stellen leider etwas im Weg. So taucht die Kamera beispielsweise unter Wasser ab, sodass ich die Bewegung des Gegners nicht mehr vorhersehen kann. Außerdem verfängt sich Kena manchmal in der Hitbox von Gegnern: Bei einem der mittleren Bosse im ersten Gebiet hing Kena leider immer mal wieder in den Füßen des Bosses fest, was meist zügig mit dem Tod quittiert wurde. Das ist ärgerlich, trübt den Spielspaß aber nicht über die Maße, da es insgesamt relativ selten vorkam.


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Kritik

Kena versteht es blendend funktionierende Mechaniken andere Genrevertreter zu adoptieren und optisch eindrucksvoll zu präsentieren. Dabei bleibt das Spiel in seinen Mechaniken zwar oberflächlich, überzeugt aber mit einem anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad und einer wunderschön inszenierten Welt, die auch über die Geschichte selbst zum Erkunden einlädt.

Kena ist ein (fast) rundum gelungenes Abenteuer, weshalb meine abschließende Kritik mehr als Wunsch- und Verbesserungsliste für möglicherweise kommende Projekte des Studios zu verstehen sein soll. Für mich spielt sich Kena wie eine Art reduziertes Zelda, reduziert im Sinne, dass zwar Rollen- und Action-Adventure-Elemente zum Einsatz kommen, aber in sehr komprimierter und einfacher Form. Das ist keineswegs etwas schlechtes, dennoch könnte in kommenden Titeln etwas mehr Wert auf individuelle Spielstile gelegt werden. Kleinere Optimierungsprobleme (wie bspw. die  weiter oben angesprochenen Probleme mit Kameraführung und Kampfsequenzen) können hoffentlich via Patch behoben und in kommenden Spielen vermieden werden. Ansonsten überzeugt mich Kena durch die wunderschöne Landschaft die zum Erkunden, Aufpassen und Rätseln einlädt, ebenso wie das flinke und überraschend anspruchsvolle Gekloppe mit den Gegnern. 

Viele der Bosse haben mich mehr als einen Versuch gekostet, vor allem weil Heals fast immer nur limitiert vorhanden sind. Dadurch ist es notwendig die einzelnen Kampfmechaniken flüssig ineinander übergehen lassen zu können, was das Spielen angenehm anspruchsvoll und fordernd macht. Durch die schöne Präsentation entsteht dennoch wenig Verdruss und das Triumphgefühl am Ende eines Abschnittes fällt entsprechend höher aus. Dem Studio Ember Lab, welches vorher vor allem durch Animationen in der Werbebranche in Erscheinung trat, ist mit Kena ein meisterhaftes Erstwerk gelungen und ich hoffe auf weitere Titel der Entwickler.

Release24.08.2021
GenreAction-Adventure, Indie Game
StudioEmber Lab
PublisherSony Interactive Entertainment
PlatformPlayStation 4, PlayStation 5, Microsoft Windows

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