Ghostwire: Tokyo im Test
Mit Ghostwire: Tokyo liefert Developer Tango Gameworks einen neuen Take im Horror Action Adventure Genre. Das scheint konsequent, hat das Team um die Entwickler mit The Evil Within und The Evil Within 2 Erfahrungen mit dem Genre gesammelt. Beide vorherigen Spiele haben dabei in der Spielerschaft unterschiedliche Meinungen hervorgerufen.
Während ich mit Evil Within 2 bereits deutlich mehr Spaß hatte, als mit dem ersten Teil, blieben einige schwache Bereiche, die den Spielspaß schon etwas trüben konnten. Dementsprechend kritisch war ich beim Loadingscreen von Ghostwire: Tokyo nachdem die Logos verblasst waren.
Ob Tango es diesmal mit Ghostwire: Tokyo schafft die Extrameile zu gehen, klären wir in diesem Test für euch. Vertrieben wird das Spiel via Bethesda Softworks und ist aktuell exklusiv für PS5 und Micrsoft Windows verfügbar.
Inhaltsverzeichnis:
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Ghostwire: Tokyo Handlung
Die Handlung beginnt mit dem Protagonisten Akito, der auf dem Weg ins Krankenhaus ist, um seine Schwester zu besuchen, als Tokio plötzlich von einem Nebel verschlungen wird, der alle Menschen dematerialisieren lässt. Zurück bleiben lediglich Klamotten, die wir überall in der menschenleeren Stadt finden können. Mit dem Nebel betritt auch der Feind den Schauplatz, in Form sogenannter Besucher.
Diese erinnern zunächst an eine japanische Interpretation der grauen Herren aus Momo, tragen Anzug und verteidigen sich mit Regenschirmen. Die Besucher können jedoch verschiedene Formen annehmen und unterschiedliche Kampfstile nutzen. Akito, der den Nebel auf wundersame Weise überstanden hat, merkt schnell, dass er nur noch lebt, weil sein Körper von einem anderen Geist namens KK besessen ist. Nachdem der Anführer der Besucher dann auch noch Akitos Schwester entführt, teilen die beiden ein gemeinsames Ziel.

Die Geschichte von Ghostwire: Tokyo wird dabei in mehreren Akten erzählt und mit kleineren Nebenstories in Form von Sidequests abgerundet. Insgesamt ist die Story spannend, mir hat allerdings der Bezug etwas gefehlt. Durch die Tatsache, dass KK und Akito den gleichen Körper teilen, entstehen immer wieder auch unterhaltsame Dialoge zwischen den Beiden – diese kommen in der Qualität aber nicht an die bissigen Pointen zwischen V und Johnny in Cyberpunk 2077 (CD Project Red 2020) heran.
Insgesamt würde ich die Story als zweckdienlich beschreiben, allerdings hat mich der angebotene japanische Heldenmythos nicht vollends überzeugt. Hat man jedoch ein wenig Erfahrung in japanischer Mythologie, kommen einem viele der auftauchenden Charaktere wie bspw. die unterschiedlichen Dämonen namens Yokai bekannt vor. Wer sich zum Beispiel durch die zwei Iterationen von Nioh (Team Ninja 2017; 2020) geschnetzelt hat, ist mit Narikabas und Onis schon bestens vertraut.
Die Geschichte ist funktional geschrieben und ebenso erzählt. Wer sich auf die japanische Interpretation des Heldenmythos besser einlassen kann, hat aber sicherlich Spaß an der bunten und hübschen Präsentation des Gesamtpakets.
Optisch sieht das Ganze aus der Ferne richtig gut aus. Leider sind die Texturen sowie Animationen im Detail häufig etwas undeutlich oder holzig. Dafür ist die Übersetzung gut gelungen und vor allem im japanischen Originalton kommt – selbst ohne Sprachkenntnisse – ein gutes Gefühl für die Atmosphäre auf. Interessanterweise sind Hunde und Katzen nicht von der körperlichen Desintegration betroffen, weshalb sie in der ganzen Stadt angetroffen werden können. Gegen etwas Futter verraten Sie sogar das ein oder andere nützliche Geheimnis oder belohnen euch durch das Ausgraben von kleinen Geldbeträgen.
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Ghostwire: Tokyo Gameplay
Als echtes Action Adventure bietet euch Ghostwire: Tokyo die klassischen Komponenten: Wir bewegen uns flink und parkourmäßig durch die Straßen und über die Dächer Tokios. Dabei können wir springen und dank KKs Fähigkeiten auch für einigen Sekunden in der Luft gleiten, um sanft von den Hochhäusern heruntergleiten zu können. Mit Hilfe von Tengus (fliegender Yokai) können wir höhergelegene Positionen auch per Grappling Hook erreichen.
Das hilft sowohl beim Erkunden als auch um uns im Kampf eine besser Positionierung und einen besseren Überblick zu ermöglichen. Ghostwire wird in der Ego-Perspektive präsentiert. In den zahlreichen Kämpfen stehen wir den Besuchern gegenüber: diese erscheinen in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Einige können fliegen und beschießen uns aus der Ferne mit Projektilen, während andere Besucher aggressiver auftreten. Um die Gegner in Schach zu halten stehen uns verschiedene Fähigkeiten von KK zur Verfügung, welche wir nach und nach freischalten.

Dazu gehören Elementarangriffe mit Wind, Wasser und Feuer, ein Bogen sowie diverse Talismane, um Gegner temporär bewegungsunfähig zu machen oder abzulenken. Wir können die Kämpfe dabei direkt offen angehen oder wir schleichen uns hinter die gegnerischen Linien und erledigen eine der größeren Gegner durch lautlose Exekutionen von hinten. Haben wir dem jeweiligen Besucher genug Schaden zugefügt, öffnet sich sein Inneres und durch eine kleine Animation können wir den Kern (mit der Funktionsweise eines Herzens) herausreißen, um die Gegner endgültig auf die Bretter zu schicken. Kommt uns ein Gegner mal zu nahe, können wir schnell kontern.
Schaffen wir das im richtigen Moment erleiden wir keinen Schaden, stoßen den Gegner zurück und können sogar noch Aufladungen für unsere Elementangriffe ergattern. Kluges Wechseln zwischen den verschiedenen Waffengattungen wird dabei konsequent belohnt. Häufig haben Gegner unterschiedliche Schwächen oder wir können uns mit Hilfe von Talismanen ganzer Gruppen auf einmal entledigen. Die Kämpfe sehen dabei relativ gut aus, auch wenn die Gegner häufig etwas defensiv agieren. Auf normalem Schwierigkeitsgrad waren die meisten Kämpfe für mich ziemlich gut zu bewältigen. Wer eine größere Herausforderung sucht, kann hier also ruhig auf schwer hochschalten. Das Rausreißen der Kerne fühlt sich für die ersten fünfzig Kämpfe auch richtig gut an, die Mechanik nutzt sich aber leider im Verlauf etwas ab.
Alle Fähigkeiten können wir darüber hinaus durch Erfahrungspunkte verbessern. Diese gewinnen wir durch das Einsammeln von Geistern, die über die gesamte Stadt verteilt sind. Sie schweben als kleine blaue Cluster überall in der Stadt herum. Mit Hilfe von Papierstreifen können wir eine stetig wachsende Zahl aufsammeln und an Telefonzellen gegen Geld und Erfahrungspunkte eintauschen. Während wir die Erfahrungspunkte in drei verschiedene Skillkategorien investieren können, tauschen wir das Geld vor allem gegen Proviant, der als Heal fungiert sowie gegen Pfeile oder mehr Papierstreifen, um noch mehr Geister einfangen zu können. Auch diese Mechanik ist zunächst recht kurzweilig, wiederholt sich jedoch – ähnlich der Kampfabläufe – sehr über den Spielverlauf hinweg.
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Ghostwire: Tokyo Kritik
Puh… Ghostwire: Tokyo hat mich die ersten fünfzehn Stunden gut unterhalten. Das Grundprinzip Looten und Leveln funktioniert in der bunten und hübschen Kulisse an sich nämlich sehr gut. Leider ist alles repetitiv. Das zeigt sich vor allem bei den Kämpfen gegen immer wieder gleiche Gegnertypen, die ab und an durch eine etwas größere Herausforderung abgelöst werden.
Ein Quickdash hätte dem Kampfsystem meiner Meinung nach gut getan. Die Erkundung der an sich schönen Welt ist leider ähnlich wiederholend. Wir klettern Gebäude hoch, um dann von Geistercluster zu Geistercluster wieder herunter zu gleiten. Ähnlich einfallslos sind auch viele der Nebenmissionen ausgefallen. Das Fangen von Yokai macht zwar Spaß, aber nach der dritten immer gleichen Inszenierung nutzt sich das Ganze doch deutlich ab. Diese Wiederholungsschlachten sind auf Dauer leider ermüdend, auch wenn Ghostwire: Tokyo dennoch Spaß machen kann.
Gerade das recht innovative Kampfsystem und die unterschwellige abstrakte Horrorebene machen das Game durchaus spannend. Auch die Story erfüllt Ihren Zweck und es ist durchaus unterhaltsam nach und nach KKs Motivationen zu lüften. Es ist schön zu sehen, dass sich Tango kontinuierlich weiterentwickelt und Ghostwire: Tokyo macht in vielen Bereichen Lust auf das nächste Spiel. Und dies durchaus mehr als es die beiden Evil Within Teile geschafft haben.
Ghostwire: Tokyo Trailer:
Fakten und Bewertung
Release | 25.03.2022 |
Genre | Rollenspiel |
Studio | Tango Gameworks |
Publisher | Bethesda Softworks |
Platform | PlayStation 5, Microsoft Windows, |
Preis | Ab 39,95 € |